Rund 60 Personen folgten der Einladung zur Veranstaltung bei der Firma HB Systeme in Hüswil. Die Diskussion war bewusst keine Grundsatzschlacht zwischen «pro» oder «anti» Europa. Vielmehr ging es um eine nüchterne Auslegeordnung: Wie bleibt die Schweiz in einer instabiler werdenden Welt konkurrenzfähig? Und wie sichern wir unseren Zugang zu den wichtigsten Absatzmärkten, ohne unsere direkte Demokratie preiszugeben?
Ständerat Damian Müller eröffnete die Veranstaltung mit einem pointierten Referat. Globalisierung, so Müller, sei kein Schlagwort, sondern tägliche Realität – sichtbar in jeder Hausapotheke und in jeder Werkhalle. «Die Wirkung eines Standardmedikaments beginnt in Asien, wird in der EU zugelassen und in mehreren Ländern abgefüllt. Wenn nur ein Glied dieser Kette ausfällt, steht am Ende eine Patientin in Hüswil ohne Arznei.» Dasselbe gelte für Maschinenbauer in Sursee oder Landwirte in Zell: Ohne anerkannte Normen, Laufzeiten an den Grenzen und Rechtssicherheit bei Verträgen gehe nichts mehr. Dabei stellte Müller unmissverständlich klar, worum es in der aktuellen Europadebatte nicht geht: «Wir diskutieren keinen EU-Beitritt. Wir reden über Marktzugang – nicht über Unterordnung. Und wir reden bei der Personenfreizügigkeit nicht über Asylpolitik. Wer in die Schweiz zum Arbeiten kommt, muss arbeiten. Und wenn die Stelle wegfällt, gilt ein einfaches Prinzip: beim RAV melden – oder zurück.» Die Schweiz brauche Steuerung statt Symbolpolitik: Integration, klare Regeln und eine Infrastruktur, die mithält.
In der anschliessenden Podiumsdiskussion – moderiert von Nico Schöpfer – zeigten Adrian Derungs (Industrie- und Handelskammer Zentralschweiz), Martin Günter (Andermatt Bio) und Gastgeber René Hodel, was europäische Unsicherheiten für die Praxis bedeuten. «60 Prozent der Luzerner Exporte gehen in die EU. Marktzugang ist kein Nice-to-have, sondern Existenzgrundlage», sagte Derungs. Günter hob hervor, dass Innovation ohne internationale Forschungszusammenarbeit nicht funktioniere. Hodel brachte es aus Sicht eines Unternehmers auf den Punkt: «Wir brauchen Verlässlichkeit – keine Schlagzeilen.»
Wahlkreispräsidentin Helen Schurtenberger dankte den Referenten, der gastgebenden Firma und dem zahlreich erschienenen Publikum. «Dass an einem Donnertagabend fast 60 Personen nach Hüswil kommen, zeigt: Die Bevölkerung will keine Phrasen, sondern Orientierung. Die FDP steht für Offenheit – aber mit klaren Regeln.»
Die Veranstaltung verstand sich ausdrücklich als Beitrag zur innenpolitischen Meinungsbildung, nicht als Abstimmungskampf. Das sogenannte Stabilisierungspaket mit der EU (Bilaterale III) wird erst jetzt im Parlament beraten. Dabei gehe es um Streitbeilegung, Marktzugang in den Bereichen Strom, Gesundheit und Lebensmittelsicherheit sowie um die Frage, wie die Schweiz ihre wirtschaftliche Stärke mit politischer Eigenständigkeit verbinden kann.
Oder wie es Damian Müller zum Schluss formulierte: «Souveränität heisst nicht Nein sagen – souverän ist, wer entscheiden kann.»